Auf Einladung der beiden Siegener Frauenkliniken am Diakonie Klinikum Jung-Stilling und St. Marien-Krankenhaus waren rund 100 Gäste, frühere und aktuelle Krebspatientinnen aus Siegen und der Region, in den Hörsaal des Jung-Stilling-Krankenhaus gekommen, um den Ausführungen von Dr. Reinisch zu folgen. Überwiegend hätten Patientinnen mit ausschließlich leichten Formen der Neuropathie zu kämpfen, jedoch könnte es bei stärkeren Ausprägungen auch zu Einschränkungen der Lebensqualität kommen. Unabhängig vom Schweregrad empfahl Dr. Reinisch den Patientinnen Kommunikation als erste Maßnahme: „Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie während der Chemotherapie Veränderungen der Sensibilität, Kraft oder Funktionsfähigkeit in der unteren Arm- oder Beinregion spüren.“ Das sei wichtig, um die Neuropathie begleitend zur Chemotherapie behandeln zu können. Dann müsse geprüft werden, ob eine Veränderung der geplanten Chemotherapie möglich ist, etwa durch eine Reduzierung der Dosis oder eine Verschiebung der Zyklen. Die Behandlung der Neuropathie selbst sei schwierig, so Dr. Reinisch: „Die Datenlage ist insgesamt uneinheitlich und es gibt keine Medikamente, die zur Therapie zugelassen sind.“ Neben der frühzeitigen Kommunikation mit dem behandelnden Arzt empfahl die Medizinerin den Patientinnen deshalb den Einsatz von Akkupunktur vor und während der Chemotherapie sowie eine intensivierte Physiotherapie, um die umliegenden Strukturen der Nerven zu stärken. Zudem habe das Brustzentrum an den Kliniken Essen-Mitte gute Erfahrungen mit einem sogenannten BAK-Gel gemacht, das auf die Haut aufgetragen werde.
Im Anschluss an den Vortrag berichteten die Chefärzte Dr. Volker Müller (Diakonie Klinikum Jung-Stilling) und Dr. Badrig Melekian (St. Marien-Krankenhaus) über neue Entwicklungen in der operativen und personalisierten Behandlung von Brustkrebs und standen den aktuellen und früheren Patientinnen Rede und Antwort. Dieser persönliche Austausch ist fester Bestandteil des Patientinnentages: „Wir wollen mit unseren aktuellen und früheren Patientinnen außerhalb des Klinikalltags ins Gespräch kommen“, so Müller und Melekian.